Kirchen sind durchbetete Räume.
Die Holtgaster Kirche ist nach dem Missionar Liudger benannt, der im 8. Jahrhundert das Christentum ins heidnische Friesland brachte. Als Liudger am 26.03.809 starb, wurde er in Werden begraben. Werdener Mönche, die in Holtgaste Landbesitz hatten, ließen - um 850 - eine Kirche bauen, erst war sie aus Holz, später aus Stein.
Die Kirche wurde im romanischen Baustil mit Hauptapsis und zwei flachen Nebenapsiden errichtet (Apsis = halbrunder, meist mit einer Halbkuppel überwölbter Raumteil. An einer Apsis können auch kleine Nebenapsiden angebaut sein), um 1282 wurde die Kirche an den Bischof Eberhard von Münster verkauft, 1284 wurde sie an die Johannitermönche von Jemgum veräußert.
Ca. 1290 wurde die Apsis durch einen gewölbten Chorraum ersetzt.
Der Chorraum der Holtgaster Kirche ist wahrscheinlich der Bereich der Kirche, der aus der Gründungszeit stammt.
Bestimmend im Chorraum ist der sehr große und raumfüllende Altar.
Leider konnten bei den letzten Renovierungsarbeiten 2002 am Altar kaum noch alte Verzierungen nachgewiesen werden.
1534 übernahm Graf Enno II das Patronat über die Holtgaster Kirche. Als Landesherr bestimmte er die Konfession: Holtgaste wurde lutherisch.
Im Dreißigjährigen Krieg war Holtgaste mehrfach Winterquartier für die Truppen des Grafen Mansfeld. Die Folge:
1644 musste die zerstörte Kirche wieder aufgebaut werden, sie wurde dabei um 20 Fuß (5,84 m) gekürzt. Von dem Meister Tönnies Mahler aus Leer wurde die Barockkanzel gefertigt. (Weitere Kanzeln, die Meister Tönnies Mahler zugeschreiben werden, sind außer in der Kirche Holtgaste in den Kirchen in Bad Zwischenahn, Bagband, Edewecht, Hesel, Nortmoor und Alt-Veenhusen).
1711 wurde nach Überlieferung der Glockenturm errichtet.
Im Turm hängen zwei Glocken, die ältere aus der Zeit um 1300, die jüngere mit dem Namen KATARINA aus dem Jahre 1379. Aus dem Alter der Glocken ergibt sich, dass schon zur Erbauungszeit der ersten Steinkirche ein Glockenträger vorhanden gewesen sein muss. Die Glocken gehören zu den ältesten im Rheiderland.
Seit den 1960er Jahren krönt den Turm ein Wetterhahn. Ob zuvor ein Schwan als Zeichen für eine evangelisch-lutherische Gemeinde als Turmkrönung vorhanden war, ist unklar.
1737 wurde von Harmen Jansen der Messingkronleuchter gestiftet.
1761 stahlen die Truppen des Freicorps Conflans das Abendmahlsgerät. Es wurde erst 1766 durch einen silbernen Becher und einer Abendmahlsschale ersetzt.
Bis 1854 hatte der Gemeinderaum eine flache Bretterdecke, zwei Fenster nach Süden, ein Fenster nach Norden und eine Tür nach Süden.
Das „Hagiaskop“ ist heute noch als vermauertes kleines Fenster von außen in der Südseite zu erkennen. Durch dieses Fenster konnten Menschen mit ansteckenden Krankheiten oder vom Gottesdienst ausgeschlossene Gemeindeglieder die Messfeier verfolgen.
Im Turm hängen zwei Glocken, die ältere aus der Zeit um 1300, die jüngere mit dem Namen KATARINA aus dem Jahre 1379. Aus dem Alter der Glocken ergibt sich, dass schon zur Erbauungszeit der ersten Steinkirche ein Glockenträger vorhanden gewesen sein muss. Die Glocken gehören zu den ältesten im Rheiderland.
2007 fanden umfangreiche Arbeiten am Glockenturm und notwendige Arbeiten am Geläut statt, um den Bestand der historisch einmaligen Glocken zu sichern und für kommende Generationen zu erhalten.
1855 wurde die Tür in die Westseite verlegt, in der Nordseite befinden sich jetzt drei Fenster, die Bretterdecke wurde höher gelegt.
1865 wurde die Holtgaster Orgel von Arnold Rohlfs aus Esens erbaut.
1929 wurden die beiden Ostfenster von der Familie Beekmann gestiftet. Die Fenster stellen expressiv den Apostel Paulus und den Evangelisten Johannes dar. Das Stifterehepaar ist unterhalb der Fenster auf der Ostseite der Kirche in einem Familiengrab bestattet.
Das Taufbecken, ursprünglich ein gotisches achteckiges Weihwasserbecken, stand am Eingang der Kirche. Nach der Reformation hat das Weihwasserbecken als Taufbecken eine Sinnveränderung erfahren.
Heute liegt in der Öffnung des Beckens eine Messingschale mit der Inschrift: WER DA GLAUBET UND GETAUFT WIRD DER WIRD SELIG WERDEN Der dreistufige achteckige Aufsatz aus Holz ist wahrscheinlich wie auch die Kanzel vom Meister Tönnies Mahler.
Das wertvollste Inventarstück der Holtgaster Kirche wird im Heimatmuseum Rheiderland in Weener aufbewahrt: Der Holtgaster Altaraufsatz. Es sind nur noch Bruchstücke des im 16. Jahrhundert entstandenen Werkes vorhanden. Schrein und Klappflügel, über die noch eine Urkunde von 1725 berichtet fehlen. Das Holtgaster Retabel stellt die Stationen der Passion des Gottessohnes dar und ist eine qualitativ hochwertige Arbeit: Holzschnitte von Albrecht Dürer wurden hier in einigen Szenen als Vorbild genommen.
2009 konnten die Fenster auf der Nordseite saniert und damit vom Verlust durch Korrosion bewahrt werden. Ausserdem erfolgte eine Neuanlage der Wege auf der Südseite der Kirche
Viel Beachtung erfährt auch der Holtgaster Friedhof, der in traditioneller Weise um die Kirche herum angelegt ist. Die Kirchengemeinde Holtgaste bemüht sich mit viel Engagement um den Erhalt historischer Grabstätten, die das Gesamtbild bis heute prägen.